Aktuell

Dem curiosen Leser zur Nachricht und Belustigung“ – Neugier als Metapher und Denkfigur in Poetik und Fiktion des 17. und 18. Jahrhunderts

Neugier ist seit jeher Thema der Literatur. In der Frühen Neuzeit wird aber auch zunehmend dem Leser zugestanden, neugierig zu sein. Das Projekt geht der Frage nach, wie die Umwertung von Curiositas und Fürwitz in die positive Lesestrategien des neugierigen und wißbegierigen Lesens gelingen kann. Dabei wird neben Prosa und Drama vor allem auch die poetologische Reflexion des neugierigen Rezipienten in den Blick genommen.


„Die Dichtkunst ist die Gabe des Geists, Geschichten, Gedanken und Empfindungen in schönen, über die gemeine Redensart erhabenen Ausdrücken, lebhaft und reizend zu beschreiben“, definiert Sophie von La Roche 1783 in ihrer Zeitschrift Pomona. Die „Dichtkunst“ dieser ersten, deutschen Berufsschriftstellerin haben Studierende der Heinrich-Heine-Universität im Wintersemester 2010/11 untersucht. In dem Projektseminar arbeiteten sich die Teilnehmer komplementär in das literarische Schaffen der nicht minder berühmten Enkelin, Bettine von Arnim, ein. Das Ziel: Weibliches Leben und Schreiben in der männlich dominierten Literatur der Goethezeit erforschen. Die Studierenden organisieren schließlich eine internationale Tagung mit, zu der sie mit eigenen Posterpräsentationen beitragen.
Der Sammelband zur Tagung ist 2013 erschienen. Das Studierendenprojekt wurde mit dem Lehrpreis der Heinrich-Heine-Universität ausgezeichnet.
Dem Werk von Sophie von La Roche und Bettine von Arnim gehört nach wie vor mein Interesse. Gegenwärtig entsteht ein Beitrag zum von Barbara Becker-Cantarino herausgegebenen Bettine-von-Arnim-Handbuch.

Graduiertenkolleg 'Alter(n) als kulturelle Konzeption und Praxis'

Im Rahmen des intradisziplinären Graduiertenkollegs "Alter(n) als kulturelle Konzeption und Praxis" hat Dr. Miriam Seidler das Institut für Germanistik vertreten. Inhaltlich behandelt wurden Projekte zum Alter in der Frühen Neuzeit und zum Thema Alter und Sexualität in der Gegenwartskultur.
Sexualität, so hat es Michel Foucault in Dispositive der Macht formuliert, ist der Knotenpunkt, an dem sich die Geschicke unserer Spezies und unsere ‚Wahrheit' als menschliches Subjekt verknüpfen. Aus dieser Perspektive interessiert mich die Konzeptionalisierung von Alterssexualität in der Gegenwartskultur als Indiz für die Bewertung gesellschaftlicher Entwicklungen.

Abgeschlossene Projekte

Ringvorlesung Narrative des Ersten Weltkriegs

2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum hundertsten Mal. Bereits von Beginn wurde dieser Krieg nicht nur auf dem Schlachtfeld geführt, sondern war ein "Krieg der Dokumente", in dem die Deutungshoheit von unterschiedlichen Akteuren für sich in Anspruch genommen wurde.
Historische Ereignisse haben die Literatur nicht nur nachhaltig beeinflusst, die Autorinnen und Autoren haben im Kampf um Sinngebung und Deutung zeitgeschichtlicher Wendepunkte immer auch Stellung bezogen. So haben sich auch die vielfältigen Kriegserfahrungen des ‚Großen Krieges' in Literatur und Kultur niedergeschlagen und neue kulturelle Entwicklungen angestoßen. Im Rahmen der Ringvorlesung wird anhand einzelner Fallstudien untersucht, welche innovativen literarästhetischen Konzepte in der Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg entstanden sind. Bereits die Euphorie bei Kriegsausbruch schlägt sich in einer Flut an konventionellen literarischen Äußerungen nieder. Die Erfahrung des neuartigen Krieges lässt die Autorinnen und Autoren zunehmend und über das Kriegsende hinaus um neue Formen der literarischen Auseinandersetzung ringen.
Weitere Informationen zum Studierendenprojekt finden Sie hier.

"Das 20. Jahrhundert hat etliche Klischees der vorhergegangenen Jahrhunderte übernommen. Im Laufe der Zeit ist die Vorstellung vom Altern auf sozialem, psychologischem, biologischem Gebiet bereichert worden, aber trotzdem halten sich weiterhin alte Schablonen. Es spielt keine Rolle, daß sie sich widersprechen; sie sind derart abgenutzt, daß man sie bei der allgemeinen Gleichgültigkeit wiederholt. Das Alter ist ein Herbst, reich an reifen Früchten; es ist auch ein unfruchtbarer Winter, dessen Kälte, Schnee, Reif man beschwört. Es hat die Milde schöner Abende, doch man schreibt ihm auch die süßere Traurigkeit der Abenddämmerung zu." (Simone de Beauvoir, Das Alter. Essay. Deutsch von Anjuta Aigner-Dünnwald und Ruth Henry, Reinbek bei Hamburg, 1977 [Original: La Vieillesse. Paris 1970.])

Simone de Beauvoir entwickelt in ihrem 1970 veröffentlichten Essay La Vieillesse ein Bild der Darstellung des Alters in der Literatur, das von Klischees und Stereotypen geprägt ist. In den letzten 30 Jahren hat sich aber nicht nur das Erscheinungsbild der europäischen Gesellschaften geändert – es gibt zunehmend mehr alte Menschen –, sondern auch im gesellschaftlichen Umgang mit dem Alter zeigen sich zunehmend neue positive wie negative Aspekte, die sich auch in der literarischen Thematisierung des Alter(n)s abzeichnen. Nicht nur haben viele Autoren ein Interesse an Altersfiguren, die sie ins Zentrum von epischen und dramatischen Texten stellen und nicht mehr nur als Randfiguren einsetzen, sondern auch in der Charakterisierung alter Figuren in der Literatur hat sich ein Wandel vollzogen.

Mein Dissertationsprojekt möchte einerseits durch die Analyse ausgewählter Romane diesen Wandel in der Altersdarstellung beschreiben und betritt damit Neuland in der germanistischen Forschung, da literarische Repräsentationen des Alters bisher kaum untersucht wurden und es noch kein Überblickswerk gibt. Andererseits möchte diese Arbeit am Beispiel der Altersdarstellungen einen Beitrag zur Ausdifferenzierung einer zentralen narratologischen Fragestellung leisten: Wie kann eine Typologie literarischer Figuren entwickelt werden?

Die Dissertation ist erschienen unter dem Titel: Figurenmodelle des Alters in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, Tübingen (Günter Narr) 2010. Umfang: 472 S.

Wer kennt Walser?

Lehrprojekt gefördert vom Lehrförderfonds der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

„Wer kennt Walser?“ – so betitelt Heinz Ludwig Arnold im Jahr 1970 einen Beitrag in der Wochenzeitung „Die Zeit“, in dem er der Frage nachgeht, wie gut Studierende die deutsche Literatur kennen. Martin Walser gehört zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Trotz der Bekanntheit Martin Walsers ist die Forschungsliteratur zu diesem Autor sehr übersichtlich und überwiegend leicht zugänglich.

Die Auseinandersetzung mit dem vielfältigen Oeuvre Martin Walsers und die gemeinsame Vorbereitung eines Symposiums soll den Teilnehmern des Projektseminars Einblick in aktuelle Forschungsfragen geben. Darüber hinaus ermöglicht das Projektseminar Erfahrungen im Berufsfeld des Akademikers zu sammeln.

Weitere Informationen unter www.martinwalser.info
Besprechung von Anja Hirsch in der FAZ vom 10. Mai 2010: Zwei Seelen von Walser - Eine Düsseldorfer Debatte
Tagungsflyer: